Nach Dieter Senghaas
Notwendigkeit, Konflikte zivilisiert auszutragen
In bäuerlichen, subsidiären Gesellschaften ist die Abhängigkeit des Einzelnen vom Funktionieren des Gemeinwesens gering.
Anders in den modernisierten verstädterten Gesellschaften mit hoher Mobilität.
Der Friedensforscher Dieter Senghaas definiert einen „ursächlichen Pazifismus“ bzw. „konstruktiven Pazifismus“ (Pazifismus der an den Ursachen von Gewalt ansetzt) an Stelle eines Pazifismus, der sich nur auf die Ablehnung von Gewalt und Militarismus begründet.
In den staatlichen Einheiten sollen innere Strukturen geschaffen werden, die eine zivilisierte Austragung von Konflikten einüben und dann auch im zwischenstaatlichen Außenverhältnis zur friedlichen Konfliktlösung fähig sind.
Zivilisatorisches Hexagon
Das theoretische Modell dafür bildet das „zivilisatorische Hexagon“, das sich nach jahrhundertelangen Kämpfen in entwickelten europäischen Staaten, aber auch in Einwanderungsgesellschaften wie Kanada oder Australien herausgebildet hat. Dabei bedingen sich die „Ecken“ des Hexagons gegenseitig.
- Gewaltmonopol
- Rechtsstaatlichkeit (die das Gewaltmonopol vom reinen Machtinstument von Siegern aus gewaltsam ausgetragenen Konflikte weiterentwickelt)
- Interdependenzen und Affektkontrolle
- Politische Teilhabe
- Verteilungsgerechtigkeit (und auch der zivilisiert ausgetragene Kampf um diese)
- Kultur konstruktiver Konflliktbearbeitung