Konflikt-Transformation (Galtung)

Nach Johan Galtung

Begriffsklärungen

Konflikt

Ein Konflikt liegt vor, wenn ein Bündnis, ein Staat, ein Volk, eine Bevölkerungsgruppe oder eine Bevölkerungsschicht ohne die Zustimmung aller Betroffenen die bestehenden Verhältnisse ändern will oder einfach ändert.

Meta-Konflikt

Ein Meta-Konflikt liegt vor, wenn dem Original-Konflikt (um Land, Wasser, Geld) „höhere Ziele“ unterschoben werden. Z. B. „Das Land meiner Nachbarn hat mir Gott persönlich versprochen.“ Oder „Es geht nicht um 100 Quadratkilometer Ackerland, sondern dass meine Konfliktgegner Ungläubige sind.“

Besonders schwierig ist wenn sich Metakonflikte noch überlagern.

Wie kommt Gewalt in den Konflikt?

Den Konflikt gibt es schon vor dem Ausbruch der Gewalt. Bleibt er ungelöst, kann er irgendwann mit Gewalt ausgetragen werden, wenn folgendes im Spiel ist:

  • Gewalttätige Kulturen.
  • Gewalttätige Strukturen, die Menschen fortwährend ausnützen, unterdrücken oder entfremden.
  • Gewalttätige Akteure (die Gewalt für ihre Identitätsbildung brauchen)

Den Konflikt nicht „lösen“ sondern wandeln (transformieren):

Positive Ziele für alle Parteien vereinbaren, ideenreiche Arten und Weisen entwickeln, sie ohne Gewalt zu kombinieren. Kulturen, Strukturen und Akteure friedlicher machen, Versöhnungsaktivitäten.

Wirtschaftliche Entwicklung verbessern, und wenn es ein gemeinsamer Wiederaufbau ist.
Galtung: „Die Welt ist für die meisten dieser Aufgaben schlecht ausgerüstet. Es gibt offizielle Lösungen (»Executive Outcomes«) für Gewalt, aber nicht für die Auflösung von Gewalt.“

Interventionen NUR durch die UN und zwar nach Chapter 6 (nicht Chapter 7!) der UN Charta

  • Chapter VI: Die friedliche Beilegung von Streitigkeiten
  • Chapter VII: Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen

Galtung: „Da Frauen eher mit Menschen als mit Geräten umgehen, könnten sie möglicherweise 50% der Einheiten ausmachen. Darüber hinaus sollte deren Anzahl drastisch erhöht werden. Kurz gesagt, es sollte nicht nur Blauhelme, sondern einen blauen Teppich der Friedenstruppen geben, der so dicht gewebt ist, dass kaum noch Platz zum Kämpfen ist. Die Erhaltung des Friedens sollte die gleichen drei Aspekte beinhalten wie Phase I: Wiederaufbau, Versöhnung und Konfliktlösung. Es darf nicht darauf gewartet werden, dass die Gewalt aufhört.“
(Anm. E. S.: Kostspielig und gefährlich, aber wo wäre die funktionierende Alternative in dieser Welt der nicht enden wollenden Konflikte?)

Eberhard Schneider 19.08.2016
Inspiriert vom „Handbuch zu Konflikttransformation mit friedlichen Mitteln„, das der alternative Nobelpreisträger Johan Galtung 1998 im Auftrag der UN geschrieben hat.